Sonntag, 18. März 2012

Paso Jama

¡Hola otra vez!

Von Salta aus habe ich mich entschieden, nochmal Richtung Chile zu fahren und nicht den direkten Weg nach Bolivien zu nehmen. Heuer hat es hier ziemlich viel geregnet und deshalb habe ich doch ziemlichen Respekt vor den Erdpisten in Bolivien gekriegt. Der Paso Jama nach Chile ist asphaltiert, also eine Unsicherheit weniger.
Von Salta aus hatte ich einen supercoolen Radtag nach San Salvador de Jujuy. Angenehm zu fahren, Superwetter, enge und kurvige Strasse, Wald, Seen.....was willst du mehr, Radlerherz!? Mein Herz hat fast geblutet, hier einfach vorbeizufahren....Aber die Zeit draengt ;)
Von Jujuy waren es dann recht einfache 70 km bis Purmamarca, das am Fusse des Paso Jama auf ca. 2300m.u.M. liegt. Das Dorf liegt schoen inmitten von Huegeln, die bei Sonnenuntergang schoen rot und schwarz glaenzen.
Am naechsten Tag wurde es ernst, bis zu den Salinas Grandes waren es ca. 60 km und 2000 Hoehenmeter nach oben. Gleich nach Purmamarca ging die Steigung los. Dazu nieselte es leicht und ich wusste nicht recht, wie es in der Hoehe wohl ausschauen wird. Trotzdem ging ich die Steigung motiviert an und der Regen hoerte auch bald auf. Eine Serpentine folgte der naechsten, es war anstrengend, aber interessant zu fahren. Der Berg schien ein einziger Lehmhaufen zu sein, entsprechend gross ist die Erosion hier. Ein Fluss hat sich tief eingefressen, wirklich super! Die LKWs und Busse kaempfen auch ziemlich mit der Steigung und den Kurven, ein LKW hat sich in einer Kehre auf die Seite gelegt, der Fahrer hatte Riesenglueck nicht in den Abgrund gestuerzt zu sein!
Nach knapp 4 und eine halbe Stunde hatte ich die 35 km lange Steigung bewaeltigt, gut 8 km/h Durchschnitt zeigte der Tacho an. Auf 4170m.u.M. zog ein kalter Nebel auf, es war eisig kalt. Ich zog mich warm an, kaufte bei den Souvenirverkaeuferin noch ein paar Kleinigkeiten, unter anderem Paste, um aus den Cocablaettern die Inhaltsstoffe besser rauszukriegen und dann gings auf die eisige Abfahrt bis zu den Salinas Grandes. Die 700 Hoehenmeter nach unten waren bald geschafft, hier war auch das Wetter wieder viel besser und ich rollte mit Rueckenwind auf den Salzsee zu. Hier wird Salz abgebaut und logisch durften auch die obligatorischen Souvenirverkaeufer nicht fehlen ;) Ich genoss die Aussicht auf die weisse Flaeche und radelte noch 15km weiter, wo laut meinen Informationen ein Hostal war. So war es auch und ich quartierte mich in der einfachen Herberge ein. Zum Glueck hatte ich ein Dach ueber dem Kopf, in der Nacht regnete es recht heftig.
Am naechsten Tag, dem 3. ab Salta, war es am Morgen noch recht kuehl und bewoelkt, aber auch mich wartete heute nur die kurze Fahrt nach Susques, dem letzten Ort vor dem Pass. Ich war in 3 Stunden dort, kaufte noch ein paar Fressalien und quartierte mich dann etwas ausserhalb in einem Hostal ein.
Am Abend regnete es wieder und ich war wieder froh, im Trockenen zu sein. 2 Schweizer auf Rad waren auch im gleichen Hostal, leider wollten sie einen Ruhetag einlegen, so konnten wir nicht zusammen den Weg zum Paso Jama fortzetzen.
Am 4. Tag warteten auf mich ungefaehr 115 km bis zur Grenze und dem sich dort befindlichen Ort. Da der Wind hier eigentlich staendig aus dem Westen kommen muesste, sollte ich eigentlich hauptsaechlich Gegenwind haben. Also hiess es, moeglichst frueh starten und auf Glueck in der Windlotterie hoffen. Ansonsten muss halt ein Biwak in der Wildnis herhalten.
Aber ich hatte Glueck, ich startete bei niedrigen Temperaturen, aber wolkenlosem Himmel. Ein kleiner Pass wartete anfangs auf mich, aber danach kam hauptsaechlich Ebene mit wenig Gefaelle. Ich konnte echt flott dahinfahren, der Wind war am Morgen kaum spuerbar und so war ich zu Mittag schon fast 70 km gefahren. Ich merkte, dass ich wohl fast sicher die Grenze erreichen konnte. Die Strecke drehte von Suedwesten auf Norden, der Wind frischte etwas auf, behinderte mich aber kaum. Auch eine kurze Umleitung auf Schotter, die Strasse war auf 30 m Breite aufgrund der starken Regenfaelle in letzter Zeit weggespuelt, konnte mich nicht wirklich bremsen. Bereits gegen halb 4 Uhr war ich beim heutigen Ziel angelangt. Ich fand wieder ein sehr einfaches und recht dreckiges Hostal, aber mir war es trotzdem lieber als das Zelt. Das Schlimmste am Zelten ist es, am Morgen in der Kaelte aufzustehen, zu fruehstuecken und loszufahren. Im Zimmer ist es doch waermer und einfacher mit meinem ganzen Zeug.
Die argentinische Grenzkontrolle oeffnet um 8 Uhr und ich war ein paar Minuten dort, um meinen Ausreisestempel abzuholen. Der 6. Tag meiner Passquerung begann wieder mit wolkenlosem Himmel. Der eigentliche Pass befindet sich erst ein paar km hinter der Grenzkontrolle, so musste ich gleich mal ordentlich bergauf treten. Ich genoss die Ruhe und den morgendlichen Sonnenschein umso mehr. Ich wusste, dass ich bald wieder mit erheblichem LKW Verkehr zu rechnen hatte, als nuetzte ich die paar Minuten, um die Landschaft zu geniessen. Den Salzsee Jama zu Fuessen, schneebedeckte Berge im Hintergrund, die Ebene des Altiplano, wirklich beeindruckend.
Bald darauf gings eh los mit den Camiones, die Gebrauchtautos von Chile nach Paraguay karren. Das scheint hier ein eintraegliches Geschaeft zu sein, man sieht fast nur solche Kraftwagen.
Heute wartete auf mich der hoechste Punkt meiner bisherigen Reise, 4877m laut meiner Karte! Dazu hiess es nochmal ueber 600 m nach oben fahren! Aber erst mal gings relativ flach und ich kam wieder etwas schneller weiter als gedacht. Nach knapp 50 km, auf denen ich Salzseen mit Flamingos, weitere Berge und Ebenen zu Gesicht bekam, tauchte der Berg noch immer nicht auf. Eigentlich sollte es schon in die Hoehe gehen, ich hoffte auf eine nicht zu brutale Steigung. Leider wurde meine Hoffnung enttaeuscht. Waren die ersten km noch recht angenehm, gings dann bald richtig los. Die letzten 3 km biss ich mit 5-6 km/h hoch. Die duenne Luft machte sich kraeftig bemerkbar und ich war am letzten Zacken, als die Anhoehe endlich auftauchte. Teilweise schaffte ich es nur mit Zickzackfahren!  Aber dann war es doch geschafft und ich stand auf dem bisher hoechsten Punkt meines Lebens! Das GPS zeigte 4844 m.u.M. an. Ich war heilfroh, oben zu sein, schoss die obligatorischen Gipfelfotos und machte mich dann auf die Abfahrt. Noch warteten etwa 50 km mit einigen Steigungen auf mich, bis der Pass endgueltig ueberwunden war.
Eigentlich wollte ich hier oben irgendwo ein Biwak einlegen. Nach etwa 20 weiteren km legte ich eine ordentliche Pause ein, ass ordentlich, trank ordentlich Cocatee, den ich seit 2 Tagen immer bei mir hatte und erholte mich von der anstrengenden Passfahrt. Der Wind blies jetzt kraeftiger aus Westen, als fuer mich ziemlich unguenstig. Aber das es noch nicht mal 14 Uhr war, entschloss ich mich zur Weiterfahrt. Irgendwie reizte es mich, heute noch bis San Pedro de Atacama zu kommen. Aber bis dorthin war es nochmal 80 km, allerdings 30 davon kerzengerade abwaerts! Die Strasse ist beruemt beruechtigt fuer ihr Gefaelle!
Bald nach meiner Pause traf ich 2 Motorradfahrer, ein Paar, aus Deutschland, mit denen ich eine Weilchen redete. Sie waren schon mal mit dem Fahrrad durch Asien gefahren und sind jetzt auf die motorisierte Version umgesattelt.
Dann konnte ich nochmal ein paar ordentliche Steigungen hochtreten. Der Wind kam immer staerker von der Seite und von vorne. Ich kaempfte ziemlich mit meiner Muedigkeit und der duennen Luft. Endlich schaffte ich die Anhoehe auf nochmal ueber 4800 m. Ein gewaltiges Panorama erwartete mich. Ringsum waren schneebedeckte Gipfel zu sehen, alle wohl um die 6000 m hoch. Ich war trotz des schneidigen und kalten Windes ueberwaltigt. So etwas hatte ich nicht erwartet. Einfach unglaublich, auf dieser Hoehe zu stehen, das Rad zwischen den Beinen und so eine Landschaft geniessen zu koennen!
Ich riss mich los, eigentlich erwartete ich jetzt hauptsaechlich nur mehr eine rasante Abfahrt. Doch weit gefehlt! Immer wieder ueberraschte mich eine gemeine Gegensteigung. Der Wind schien patagonienmaessig, er blies mich fast vom Rad! Ich zog meine lange Radhose, Muetze und Handschuhe an, um der Kaelte ein wenig Herr zu werden und biss mich dann Meter um Meter weiter. Der Volcan Licancabur, der ueber San Pedro thront, kam in Sicht. Die Grenze zu Bolivien war auch nicht mehr weit, aber diesen Abzweig werde ich nicht nehmen. Hier wuerde die beruehmte und harte Lagunenroute warten. Aber die steht nich auf meinem Programm, zu schwer fuer mich, schaetze ich.
Ich war irgendwie in Trance, meine Beine kurbelten immer weiter, mein Kopf hatte schon laengst abgeschalten! Nach weiteren eiskalten und extrem windigen km erblickte ich endlich tief unter mir die Atacama Wueste. Jetzt ging es ueber 2000 Hoehenmeter nach unten!
Was soll ich dazu sagen, ich schaffte sie in etwa einer halben Stunde, genoss die Aussicht, das nichts tun zu muessen und die einsetzende Waerme!
Unten angekommen, zog ich mal alle meine warme Kleidung aus und radelte dann locke rdie letzten 15 km nach San Pedro de Atacama. Die Grenzabfertigung umfuhr ich einfach. Mit Cocablaettern, Honig, Joghurt und aehnlichen Dingen, die in Chile an der Grenze immer konsfisziert werden, wollte ich mich nicht erwischen lassen. Die Grenzformalitaeten habe ich heute Vormittag ohne Drogen erledigt. Es glaubt eh keiner, dass dich am selben Tag von der Grenze bis San Pedro gefahren bin. Immerhin waren es fast 170 km und 9 Stunden auf dem Rad. Fuer mich absoluter Rekord, den ich wohl auch nicht so schnell brechen werde.
Dieser Radtag war wirklich ein gewaltiges Highlight! Aber jetzt muss ich mich mal ein wenig erholen:) Bald gehts weiter nach Norden und dann nach Bolivien.
Ich werde euch weiter berichten :)

Hasta luego
Armin


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